Gemeinsam mit sechzig regionalen Unternehmern und Firmenkunden besuchten gestern Vertreter der Volksbank Mittelhessen den Frankfurter Wirtschaftstag 2019. 2.500 Mittelständler kamen auf Einladung der Volksbanken und Raiffeisenbanken zum größten Unternehmertreffen Deutschlands in der Frankfurter Jahrhunderthalle zusammen.
Unter dem Thema „Die vierte industrielle Revolution: Mensch und Markt in einer neuen Zeit“ diskutierten Persönlichkeiten wie Philipp Justus, Vice President Google Central Europe, Nora Fehlbaum, CEO Vitra International AG, Nina Hugendubel, Geschäftsführende Gesellschafterin H. Hugendubel GmbH & Co. KG, Linda Teuteberg MdB, Generalsekretärin FDP und Botschafter Wolfgang Ischinger, Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz.
Angesichts sehr niedriger Inflationsraten sind Zinserhöhungen in der Eurozone zunächst nicht zu erwarten. Das prognostizierte François Villeroy de Galhau, Gouverneur der französischen Notenbank, beim Wirtschaftstag 2019 der Volksbanken Raiffeisenbanken am Donnerstag in Frankfurt: „Im Hinblick auf die Konjunkturabkühlung – die allen voran auch Deutschland betrifft – werden und müssen diese kurzfristigen niedrigen Zinsen anhalten.“ Mit Blick auf Kritik von Sparerinnen und Sparern sowie Bankenvertretern bekräftigte er, man müsse Niedrigzinsen „nicht mögen“. Das niedrige Zinsniveau sei jedoch primär auf „strukturelle Wirtschaftsfaktoren“ zurückzuführen und nicht auf die Geldpolitik.
Abhilfe schaffen könnten „Investitionen und Zukunftsausgaben, einschließlich für Bildung und Ausbildung, die Energiewende und selbstverständlich die neuen Technologien, um das langfristige Wirtschaftswachstum zu fördern“, erklärte Villeroy de Galhau. Hinsichtlich staatlicher Ausgabenpolitik betonte er gleichzeitig: „Meines Erachtens dürfen wir weder eine ‚Transferunion‘ einführen, die nur einigen Ländern zugutekommt, noch Eurobonds, die eine Vergemeinschaftung der Schulden zur Folge haben.“
Was die aktuelle Diskussion um eine mögliche Vergemeinschaftung der Einlagensicherung in der EU betrifft, sprach sich Villeroy de Galhau für eine „pragmatische Lösung“ aus. Allgemein sei die Debatte über die europäische Bankenunion „zu sehr auf dieses eine Element“, die EU-Einlagensicherung, fokussiert. Wichtiger seien aus seiner Sicht vereinheitlichte Insolvenzverfahren für europäische Banken. Ferner sollten Hürden für die Entstehung von grenzüberschreitenden europäischen Bankengruppen ausgeräumt werden.
2035 werden rund 10 Prozent aller Autos vollständig autonom fahren. Das prognostizierte Klaus Rosenfeld, Vorstandsvorsitzender des Automobil- und Industriezulieferers Schaeffler, beim Wirtschaftstag 2019 der Volksbanken Raiffeisenbanken am Donnerstag in Frankfurt. Weitere 30 Prozent der Autos würden in 16 Jahren voraussichtlich einen hohen Grad der Automatisierung – aber keine komplette Autonomität – aufweisen.
Was die Antriebstechnologien betrifft, erwartet Rosenfeld nicht, dass Elektroantriebe in näherer Zukunft den Verbrennungsmotor komplett ersetzen werden. Laut Prognosen von Schaeffler werden reine E-Autos 2030 rund 30 Prozent aller Fahrzeuge ausmachen. Weitere 30 Prozent der Autos würden ausschließlich mit Verbrennungsmotoren fahren. Bei den übrigen 40 Prozent werde es sich voraussichtlich um Hybridfahrzeuge handeln, so Rosenfeld.
Schaeffler beliefere Hersteller aller Antriebstechnologien, unterstrich der Vorstandsvorsitzende. Auch für den US-amerikanischen Elektroauto-Pionier Tesla sei Schaeffler ein „kleiner“, aber wichtiger Komponentenlieferant, berichtete Rosenfeld, ohne weitere Details zu nennen. Vor wenigen Tagen hatte Tesla bekannt gegeben, dass das Unternehmen – als seinen ersten Produktionsstandort in Europa – eine Fabrik in Brandenburg bauen will.
Bei Schaeffler selbst sorgte die US-Investmentfirma BDT Capital Partners zur Wochenmitte für Schlagzeilen, da bekannt wurde, dass sie 6,25 Prozent der Unternehmensaktien erworben hatte. BDT habe jedoch nur Vorzugs- und keine Stimmrechtsaktien erworben, da letztere weiterhin komplett in den Händen der Familie Schaeffler lägen, so Rosenfeld. Der Investor beurteile das Unternehmen also offenbar sehr positiv. Rosenfeld wertete dies als „Beleg dafür, dass die Gruppe auf dem richtigen Weg ist.“
Mit einem gemeinsamen Abendessen ließ die Gruppe der Volksbank Mittelhessen den interessanten Tag ausklingen.