Am Dienstag fand die erste Online-Vertreterversammlung in der Geschichte der Volksbank Mittelhessen statt. Die gewählten Vertreter der 202.992 Mitglieder waren eingeladen, ihr Stimmrecht via Internet auszuüben. Die Vertreterversammlung entscheidet unter anderem über die Verwendung des Bilanzgewinns sowie die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat.
Zur Bekämpfung der Auswirkungen der COVID-19-Pandemie hat der Gesetzgeber Erleichterungsregelungen erlassen. Diese ermöglichen, dass betrieblich notwendige Beschlüsse wie die Feststellung des Jahresabschlusses bereits Anfang April durch den Aufsichtsrat vorgenommen wurden. Die Vertreterversammlung bleibt auch in Zeiten der Corona-Pandemie höchstes Organ der Genossenschaft. Die Abstimmung über die verschiedenen Tagesordnungspunkte erfolgte im TAN-Verfahren. 436 Vertreter haben sich an der Abstimmung beteiligt. Im Vergleich zu den Vertreterversammlungen der Vorjahre war die Beteiligung im Online-Verfahren damit rund ein Drittel höher.
Sämtliche notwendigen Informationen und Unterlagen wurden vorab auf der Homepage der Volksbank zur Verfügung gestellt. Darüber hinaus lagen sie am Sitz der Genossenschaft zur Einsichtnahme aus. Wie bei Präsenzveranstaltung war es den Vertretern auch online möglich, dem Vorstand und dem Aufsichtsrat Fragen zu stellen. Dies erfolgte über eine Diskussionsplattform.
Den ersten Punkt der Tagesordnung bildete der detaillierte Bericht über die wirtschaftlichen Ergebnisse und wesentlichen Ereignisse des vergangenen Geschäftsjahres. Das vergangene Geschäftsjahr stand im Zeichen der Fusion zwischen der Volksbank Mittelhessen eG und der Raiffeisenbank eG, Ebsdorfergrund. Die vorliegenden Geschäftszahlen ergeben sich aus den konsolidierten Zahlen beider Institute.
Geschäftsentwicklung und Bilanzsumme
Die Volksbank Mittelhessen hat das Geschäftsjahr 2019 mit einem stabilen Ergebnis beendet. So ist die Bilanz der Volksbank Mittelhessen auch im Berichtsjahr weiter gewachsen. Sie summiert sich zum Stichtag auf 8.288 Mio. EUR nach 8.054 Mio. EUR im Vorjahr. Dies entspricht einer Steigerung in Höhe von 2,9 %. Getragen wird dieses Wachstum durch die Steigerung der Kundeneinlagen bei gleichzeitiger Ausweitung des Kreditgeschäftes. Die schwierigen Rahmenbedingungen, allen voran die Folgen der anhaltenden Niedrigzinspolitik, haben sich im Berichtsjahr weiter verschärft. Auch vor diesem Hintergrund ist der Vorstand mit der Geschäftsentwicklung zufrieden.
Trotz der konjunkturellen Unsicherheiten zeigte sich die mittelständische Wirtschaft im Berichtsjahr nach wie vor investitionsbereit. Im privaten Sektor sorgte der anhaltende Immobilientrend für eine stabile Kreditnachfrage. In der Folge stiegen die Kundenforderungen im Jahr 2019 um 3,5 % auf 5.103 Mio. EUR. Innerhalb der Berichtsperiode wurden neue Darlehen in Höhe von 1.060 Mio. EUR gewährt. Den Neukrediten standen Tilgungsleistungen in Höhe von 756 Mio. EUR gegenüber. Das Kreditvolumen im Privatkundensegment hat einen Anteil von 38,4 Prozent, das Firmenkundensegment einen Anteil von 61,6 Prozent. Über das bilanzwirksame Geschäft hinaus wurden Darlehen in Höhe von 574 Mio. EUR an Verbundpartner der Genossenschaftlichen FinanzGruppe vermittelt.
Die Einlagen der Mitglieder und Kunden sind im vergangenen Geschäftsjahr trotz der unbefriedigenden Zinssituation um 3,2 % auf 6.730 Mio. EUR gestiegen. Als Genossenschaftsbank legt die Volksbank Mittelhessen die ihr anvertrauten Gelder vor Ort an. Zur Förderung der eigenen Mitglieder und der Region fließen die Mittel in Investitionen in Form von Krediten an gewerbliche und private Kunden sowie die öffentliche Hand. So sind es letztlich die Mitglieder und Kunden, die über ihre solidarische Kraft das Wachstum der Region Mittelhessen fördern. Dieses genossenschaftliche Prinzip der Regionalität macht die Geldanlage bei der Volksbank auch in Zeiten der Niedrigzinspolitik weiterhin attraktiv.
Zudem entscheiden sich immer mehr Kunden für attraktive Wertpapieranlagen. Das Kundendepotvolumen stieg in Folge der positiven Marktentwicklung und aufgrund dieser Umschichtungen von 737 Mio. EUR im Jahr zuvor auf 822 Mio. EUR. Darüber hinaus legten unsere Kunden Gelder in Wertpapierdepots und in Form von Direktanlagen bei unseren Verbundpartnern an. Dieses in der eigenen Bilanz nicht berücksichtigte Vermögen summierte sich im Berichtsjahr auf 3.280 Mio. EUR.
Bilanzielles Eigenkapital wächst
Die Volksbank Mittelhessen verfügt über eine gesunde Eigenkapitalbasis. Im Zuge des bilanziellen Wachstums konnte das Eigenkapital der Volksbank Mittelhessen auch im Berichtsjahr 2019 weiter gestärkt werden. So stieg das bilanzierte Eigenkapital in den vergangenen zwölf Monaten auf 840 Mio. EUR. Damit sieht sich die Volksbank Mittelhessen komfortabel kapitalisiert und bestens gerüstet für künftiges Wachstum. Nach Beschlussfassung durch die Vertreterversammlung wurde die Eigenkapitalbasis durch weitere Dotierungen nochmals gestärkt. Auf Basis der per 31. Dezember 2019 gültigen Eigenmittelbestandteile wird die Summe der Eigenmittel auf 919 Mio. EUR steigen. Die Kernkapitalquote beträgt dann 16,6 %.
Ergebnisrechnung 2019
Vor dem Hintergrund der nach wie vor herausfordernden Rahmenbedingungen war die Ertragslage der Volksbank Mittelhessen im Berichtszeitraum zufriedenstellend. Der Zinsüberschuss liegt im Geschäftsjahr 2019 um 6,6 Mio. EUR höher als im Vorjahr. Der Ergebnisbeitrag aus Provisionen ist um 4,6 Mio. EUR auf 52 Mio. EUR zurückgegangen. Die Allgemeinen Verwaltungsaufwendungen betrugen im Jahr 2019 123 Mio. EUR. Im Vorjahr notierte dieser Wert mit 119 Mio. EUR leicht darunter. Die Cost-Income-Ratio liegt bei 68,1 Prozent. Die Volksbank Mittelhessen erreicht im Berichtsjahr ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit vor Bewertung in Höhe von 61 Mio. EUR nach 65 Mio. EUR im Jahr zuvor.
Mit ihrer wirtschaftlichen Stärke ist die Volksbank Mittelhessen verlässlicher Partner ihrer privaten Kunden und des regionalen Mittelstandes. Um auch künftig ihrem genossenschaftlichen Auftrag gerecht zu werden, stärkt die Volksbank Mittelhessen kontinuierlich ihre Rücklagen. So werden im Jahr 2019 10,7 Mio. EUR den Rücklagen nach § 340f HGB zugeführt. Das diesjährige Bewertungsergebnis in Höhe von -14 Mio. EUR ist im Wesentlichen auf diese Rücklagendotierung zurückzuführen.
Die Volksbank Mittelhessen notiert dadurch im Berichtsjahr ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit nach Bewertung in Höhe von 47 Mio. EUR nach 55 Mio. EUR im Jahr zuvor. Abzüglich der vorgesehenen Einstellung weiterer 6,7 Mio. EUR in den Fonds für allgemeine Bankrisiken sowie des Steueraufwandes verbleibt ein Jahresüberschuss in Höhe von 23 Mio. EUR nach 17 Mio. EUR im Jahr zuvor.
Laut Entscheidung der Vertreter schüttet die Volksbank Mittelhessen zudem eine Dividende in Höhe von 5,5% an die Mitglieder aus. Die Ausschüttung der Dividende erfolgte bereits am 3.4.2020 in Form einer Abschlagszahlung in gleicher Höhe. Durch Beschluss der Vertreterversammlung werden darüber hinaus die Rücklagen weiter gestärkt.
1,4 Mio. Euro an Vereine und soziale Initiativen gespendet
Im Geschäftsjahr 2019 hat die Volksbank Mittelhessen wieder mehr als 950 Vereine und soziale Initiativen mit insgesamt 1,4 Mio. Euro unterstützt. 854.900 Euro stammten dabei aus Mitteln des VR-Gewinnsparens. Highlights waren die zahlreichen Förderwettbewerbe. Besonders vorbildliche Projekte würden bei den Preisverleihungen der Wettbewerbe wie den „Heimlichen Helden“ oder „Ein Herz für Mittelhessen“ einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt. Ein besonderer Fokus lag bei der Förderung wie auch in den vorangegangenen Jahren auf den Vereinen, die Mitglied bei der Volksbank Mittelhessen sind.
Gesetzliche Prüfung und Verwendung des Jahresüberschusses 2019
Das online vorgestellte, zusammengefasste Prüfungsergebnis des Baden-Württembergischen Genossenschaftsverbandes e.V. geht mit einem uneingeschränkten Bestätigungsvermerk einher. Die Vertreter genehmigten den Jahresabschluss und entlasteten die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates. Die Entlastung wurde von 99,5 Prozent der Vertreter bestätigt. Mit einer Quote von 100 Prozent stimmten sie außerdem dem gemeinsamen Vorschlag von Vorstand und Aufsichtsrat zur Verwendung des Bilanzgewinnes sowie einer Dividende in Höhe von 5,5 % zu.
Veränderungen im Aufsichtsrat
Mit Ablauf der Wahlperiode schieden turnusgemäß die Aufsichtsratsmitglieder Prof. Dr. Michael Kirk und Gerald Engeland aus dem Gremium aus. Beide stellten sich für eine Wiederwahl zur Verfügung und wurden durch die Vertreterversammlung nahezu einstimmig für eine weitere Amtsperiode in das Gremium berufen. Prof. Dr. Michael Kirk ist Professor an der Philipps-Universität Marburg, Gerald Engeland selbständiger Steuerberater in Frankenberg. Beide gehören seit Jahren dem Aufsichtsgremium an, Prof. Dr. Kirk seit dem Jahr 2005 in der Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden.
Ausblick
Neben den aktuellen Entwicklungen bleiben auch die weiteren Rahmenbedingungen für Banken höchst anspruchsvoll. Es ist nicht damit zu rechnen, dass sich die Zinssituation auf absehbare Zeit verbessert. Die Folgen der Corona-Pandemie trifft auch die mittelhessische Wirtschaft mit großer Wucht. Es werden größte Anstrengungen unternommen, um die Unternehmen mit Liquidität zu versorgen. Wie schwer die langfristigen Auswirkungen der Pandemie auf die mittelhessische Wirtschaft sein werden, ist zum aktuellen Zeitpunkt kaum absehbar.
In diesen bewegten Zeiten zeigt sich jedoch, wie aus Solidarität und Zugewandtheit neue Stärke entstehen kann. Das gilt für den zwischenmenschlichen Bereich, das gilt genauso für die Wirtschaft. Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele. Die Kraft des genossenschaftlichen Gedankens zeigt sich gerade in der Krise. Die Volksbank Mittelhessen steht ihren Kunden zur Seite. Auch in dieser schwierigen Situation. Das gilt für unsere Privatkunden genauso wie für die mittelhessische Wirtschaft, der wir uns eng verbunden fühlen. Nur gemeinsam sind wir stark und überwinden die Herausforderungen, welche die Corona-Pandemie an uns alle stellt.
Dieser solidarische Gedanke manifestiert sich nicht nur in den umfassenden Liquditätsprogrammen für regionale Unternehmer. Er zeigt sich genauso in der Unterstützung des lokalen Handels und des mittelhessischen Vereinslebens. Die Kraft von mehr als 200.000 Mitgliedern wird auch weiterhin wichtiger Stützpfeiler für die Wirtschaft und das gesellschaftliche Zusammenleben in Mittelhessen sein.